Mittwoch, 21. Dezember 2011

21.Dezember


Typisch Afrika? Fast exakt das gleiche Bild lässt sich im aktuellen Tchibo-Prospekt finden.
"Verarmte Kaffebauern, Krieg und Ausbeutung, bedrohtes Klima, ungerechte Welthandelsstrukturen – die entwicklungspolitische Bildungs- und Projektarbeit setzt sich bei vielen globalen Fragen für Gerechtigkeit und Menschenwürde ein. Wer entwicklungspolitisch engagiert ist, gehört zu den „Guten“ – so die weit verbreitete gesellschaftliche und auch die Selbst-Wahrnehmung. Doch vor welchem Hintergrund findet eben dieses Engagement statt? Reflektiert es kritisch den Kolonialismus als historische Grundlage des heutigen Nord-Süd-Verhältnisses – mitsamt seinem ideologischen Ziehkind, dem Rassismus?
Weder die entwicklungspolitische Theorie noch die Praxis ist frei von stereotypen Bildern und Rassismus. Dieses Arbeitsfeld bringt in der Zusammenkunft von Menschen aus Süd und Nord und durch seinen Gegenstand spezielle Formen von Stereotypisierungen und Rassismus hervor. Wie ist das Verhältnis des „Gebers“ zum „Nehmer“, des „Helfers zum „Hilfsbedürftigen, der „Entwickelten“ zu den „Unterentwickelten“?"
Aus dem Vorwort von der Broschüre « Von Trommlern und Helfern »

Wir kommen hier vor allem mit der meist positiven Diskriminierung als Weiße in Berührung. Trotzdem ist uns das Thema Rassismus vor allem seit dem Vorbereitungsseminar für uns weltwärts-Freiwillige wichtig geworden. Rassismus existiert in Sprache, in Institutionen (auch der Entwicklungszusammenarbeit) und vor allem in unseren Köpfen.
Voller Ideale brach ich auf in ein fremdes Land und war von allem Fremden fasziniert. Aber warum frage ich mich immer wieder ob Verhalten auf meine Hautfarbe zurückzuführen ist? Warum habe ich grundsätzlich ein großes Vertrauen in die Fähigkeiten weißer Ärzte? Warum gehe ich mit anderen weißen Freiwilligen hier so viel ungezwungener um? Und warum unterscheide ich überhaupt zwischen weißen und beninischen Freunden? Rassismus ist in meinem Kopf verankert, von klein auf wurde ich mit einer geteilten Welt konfrontiert, dem hilfsbedürftigen Schwarzafrika und meiner entwickelten westlichen Heimat. Wie oft habe ich das Lied von den 10 kleinen Negerlein gesungen, Mohrenköpfe gegessen, mit „Hautfarbe“ gemalt,  oder „Wer hat Angst vom Schwarzen Mann“ gespielt? Das sich bewusst werden des eigenen Rassismus habe ich mir als persönliches Ziel gesetzt. Gleichzeitig möchte ich meine Erkenntnisse nicht für mich behalten, da auch ich das Vorbereitungsseminar gebraucht habe, um für mich aufzuhören meine rassistischen Gedanken abzustreiten oder herunter zu spielen. Vor dem Seminar hätte sich niemand als Rassist eingeordnet, danach waren wir geschockt wie sehr rassistisches Denken in unserer Gesellschaft Normalität ist.

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