Freitag, 2. Dezember 2011

3. Dezember

Moni lernt Waama tanzen



Auf Fongbe, die Sprache der Fon, einer im Süden Benins weit verbreiteten Ethnie, heißt „Jovo“ „Weißer“. Das Wort beschrieb ursprünglich Albinos. Als die Europäer kamen wurden sie als „Jovos“ bezeichnet, weil auch sie, genau wie die Albinos, weiße Haut haben. Die Albinos werden seitdem als „Jovo faux“, also „Falsche Weiße“ bezeichnet.


Was bedeutet es für mich Jovo zu sein?

Für mich ist es mittlerweile normal geworden, dass die Kinder auf der Straße „Jovo, Jovo bon soir. Ca va bien, merci“ singen.

Wenn ich als Weiße auf den Markt gehe, wird meist erst ein Wucherpreis verlangt.

Wenn ich als Weiße über die Straße gehe, rufen die Kinder mir hinterher „Gib mir einen Ball“, oder „Gib mir Geld“.

Wenn ich als Weiße zum Schuldirektor gehe, werde ich nicht nur an 25 wartenden Schülern vorbeigeführt, sondern mir wird der schon belegte Fußballplatz angeboten und die Schüler werden vom Unterricht befreit, um an meiner Fußballmannschaft teilzunehmen.

Wenn ich als Weiße vor einer Klasse stehe und etwas sage, wird es nicht angezweifelt.

Wenn ich als Weiße zu einer Familie komme, werden die Kinder geschickt mir einen Stuhl zu holen.


Mir werden, weil ich weiß bin, viele positive Attribute zugeschrieben: schön, reich, klug.

Im Alltag fällt das immer wieder auf, ich werde von sämtlichen Autoritäten mit offenen Armen empfangen, auf der Straße bekomme ich Komplimente von wildfremden Menschen, ich werde um Geld gebeten, im Klassenzimmer wird mir eine Wissenshoheit zugesprochen.


Wie kann man mit der Andersbehandlung umgehen?


Ich versuche zu erkennen, womit mir als Gast eine Ehre geboten wird, die ich dann annehme und wertschätze. Ich versuche aber auch, mich möglichst angepasst zu verhalten, soll heißen, wenn mir zum Essen von Reis eine Gabel angeboten, esse ich wie alle anderen auch mit den Fingern. Warum sollte ich mich nicht zu der Nachbarin auf die Nat setzen? Warum nicht genauso um Preise handeln? Auch ich kann mich in meiner Kleidung, meinem Verhalten und meinem Respekt anpassen. Vor einer alten Person werde ich mich vorbeugen, dem Schulleiter werde ich für sein Entgegenkommen danken, den Schüler erzähle ich offen, dass ich meinen Schulabschluss auch erst letztes Jahr gemacht habe. Ich erkläre meine Einstellung und meine Freunde helfen mir dabei, mich möglichst passend zu verhalten.


Während meines weltwärts-Jahres bleibe ich weiß und ich werde anders behandelt werden. Es bleibt die Versuchung positive Stereotype auszunutzen, aber ich werde alles tun, mir der Situation bewusst zu bleiben. Ich möchte, dass wir als Monika und Anna wahrgenommen werden, dann ist für uns unser Hier sein wertvoll.
Posted by Picasa

1 Kommentar:

  1. Ein tolles Vorhaben, uns alle hier 24 Tage lang an Euren weltwärts-Erkenntnissen teilhaben zu lassen. Ich freue mich jetzt schon, jeden Tag auf ein neues Foto und eine neue Draufsicht auf ein neues Thema! Vielen vielen Dank für Eure Mühe! Und Euch weiter eine schöne Adventszeit. Gibt es auch weihnachtliche Stimmung, dort?

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